„So woke wie eine Javelin“

Kriegszeiten bringen es offenbar mit sich, dass aus erwachsenen Männern wieder kleine Jungs werden, die um so begeisterter von Kriegsgerät schwärmen, je weiter sie vom Schauplatz der Schlachten entfernt sind. Und so wie sie als kleine Jungen die Zinnsoldatenarmee aufbauten oder die Spielzeug-Leopardpanzer durch den Sandkasten schoben oder, später, als Ego-Shooter ihre Opfer bei der Jagd nach dem nächsten Highscore shooteten, so schwärmen sie nun, wenn sie sich als Journalisten einer Kriegspartei verbunden fühlen, von „Superhaubitzen“ oder davon, was bestimmte Drohnen „so alles können“, wie sie also möglichst effektiv das Leben feindlicher Soldaten (oder Zivilisten) beenden.

Und so verwunderte es mich nur wenig, als ein Blogger und Journalist, der seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine seine Begeisterung für die Truppen des angegriffenen Landes nicht verhehlen kann, die Verachtung für eine milde Form der Kapitalismuskritik dadurch zum Ausdruck brachte, dass er eine youtube-Sendung dafür rühmte, sie sei „so woke wie eine Javelin“. Was eine Javelin war, wusste ich nicht, fand aber bald heraus, dass es sich um eine tragbare Flugabwehrrakete handelt, ein dickes Rohr, mir dem ein einzelner Soldat feindliche Flieger vom Himmel holen kann. Dieses Tötungsgerät wird also der verachteten „wokeness“ gegenübergestellt, jener bürgerlichen Beschäftigungstherapie, deren Harmlosigkeit so offenkundig ist, dass sie von der herrschenden Klasse allenfalls belächelt, nicht aber bekämpft wird.

Aber dieser Vergleich, so bizarr und abstoßend er auch wirken mag, hat neben der puerilen Schwärmerei für „Technik, die begeistert“, noch eine weitere Dimension, denn der Verfasser ist bereits, so verrät sein Bild, ein grauer, stattlicher Mann von mittleren Jahren, Mitte 50 mindestens, ein Mann also, der sich gewiss mit alterstypischen Problemen herumschlagen muss. Wäre also die Ablehnung der schlaffen, effeminierten Wokeness einer- und die Begeisterung fürs stramm erigierte Kriegsgerät andererseits die Kompensation einer Verlusterfahrung, die sich zwanghaft im Text ausdrücken muss?

Ich erinnere mich, dass Wolfgang Pohrt in einem seiner Texte darüber spekulierte, was die 68er im Alter, wenn ihre Libido, deren Funktionieren ihren ganzen Stolz ausmachte und sie prahlen ließ, dass zum Establishment bereits gehöre, wer zweimal mit derselben schlafe, wohl anstellten, wenn sie, was sie wollten, nicht mehr könnten. Dass sie, wie er vermutete, dann Kriege führen würden, sollten Fischer und Schröder 1999 eindrucksvoll bestätigen. Auch der militaristische Enthusiasmus des Bloggers lässt sich vielleicht mit folgendem Zweizeiler erklären:

Das Alter zwar zwickt Herrn Laurin

Doch steht ihm noch die Javelin.

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Ein Kommentar zu „„So woke wie eine Javelin“

  1. Hallo ex Gotha,

    kennst du Orania in Südafrika? Das ist eine Siedlung nur für Weiße, die wieder gerne in der
    Apartheid leben möchten. Wohnen darf jeder dort, der Weißer ist und Afrikaans spricht.
    Das müssen keine Buren/Afrikaaner sein.
    Auch Afrikaans als Zweitsprache ist erlaubt.

    Dort wohnen dann

    Burenmama Heimchen am Herd,
    Burenpapa Aristobulus,

    Burenoma Caruso,
    Burenopa anti3anti,

    Burenonkel Hessenhenker,

    Burenonkel Thomas ex Gotha,
    Burentante aurorula,

    Burentante schum,
    Burenonkel Gutartiges Geschwulst,

    Burentante Gudrun Eussner,
    Burenonkel Clas Lehmann,

    und Burenkind Lancelot.

    Ich hoffe, die Ehepaare gefallen euch. Bei Nichtgefallen darf gerne eine neue Verwandtschaft erstellt werden.
    Sollte einer der genannten Verwandten lieber Engländer oder Deutscher sein, dann bitte.

    Gruß
    Lancelot

    P.S.: Ich habe den Text bereits Hessenhenker und Aristobulus zugeschickt, aber beide reagieren nicht.
    Da frage ich mich, wozu beide noch ein Impressum haben. Hessenhenker und aurorula bloggen nicht mal mehr.

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